Wie lange können wir noch Erdgas nutzen? Eine Analyse der Zukunft

Die Frage „Wie lange können wir noch Erdgas nutzen?” ist eine der meistdiskutierten Fragen der Energiewende in Deutschland und Europa. Jahrzehntelang war Erdgas einer der wichtigsten Energieträger – zuverlässig, komfortabel und sauberer als Heizöl oder Kohle.
Doch der Krieg in der Ukraine, der abrupte Stopp der Lieferungen aus Russland und die Klimakrise haben alles verändert. Die Gasversorgung musste in Rekordzeit auf LNG (Flüssigerdgas) und erhöhte Lieferungen aus Norwegen und den Niederlanden umgestellt werden. Gleichzeitig wird der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen politisch forciert, um die Emission von Treibhausgasen wie Kohlendioxid zu stoppen.
Ist die Nutzung von Erdgas also ein Auslaufmodell? Die Antwort ist kompliziert. Der Gasverbrauch wird nicht auf einmal enden. Die Zukunft der Nutzung von Erdgas muss nach Anwendungsbereich getrennt betrachtet werden.
Die 3 Hauptbereiche der Erdgas-Nutzung in Deutschland
Um die Zukunft des Gasverbrauchs zu bewerten, müssen wir den aktuellen Erdgasverbrauch verstehen. Laut Branchenverbänden wie dem BDEW teilt sich der Energieverbrauchs (gemessen in Kilowattstunden) grob in drei fast gleich große Blöcke auf:
Etwa ein Drittel (ca. 37 %) entfällt auf die Industrie, hauptsächlich für Prozesswärme, die oft hohe Temperaturen erfordert (z. B. in der Chemie-, Glas- oder Stahlindustrie) und schwer zu ersetzen ist.
Ein weiteres Drittel (ca. 31 %) entfällt auf die Privathaushalte, deren Gasverbrauch fast ausschließlich der Wärmeversorgung dient, also der Raumwärme (Heizung) und der Warmwasser-Bereitung.
Das verbleibende Drittel (ca. 32 %) teilt sich auf in Gewerbe, Handel & Dienstleistungen – das ebenfalls primär Raumwärme benötigt – und die Stromerzeugung in Gaskraftwerken und Blockheizkraftwerken (BHKW) mittels Kraft-Wärme-Kopplung.
Wie lange reichen die geologischen Lagerstätten?
Die rein geologische Antwort auf „Wie lange reicht das Erdgas?“ ist: Jahrzehnte. Weltweit gibt es riesige Lagerstätten und Erdgasvorkommen, deren Erdgasförderung (z. B. durch Fracking) teils sogar noch ausgeweitet wird.
Die relevanten Fragen für die Nutzung von Erdgas in Deutschland sind jedoch nicht geologisch, sondern politisch und ökonomisch:
- Versorgungssicherheit: Sind die neuen Lieferketten (z. B. LNG, Norwegen) stabil und langfristig bezahlbar?
- Klimaziele: Wie lange dürfen wir fossile Energieträger wie Erdgas noch nutzen, um die Klimaziele (Reduktion von Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid) zu erreichen?
- Technologie: Welche Alternativen (wie Wärmepumpen oder Biogas) sind besser und günstiger?
Die Zukunft der Nutzung von Erdgas: Ein geteiltes Bild
Die Zukunft der Nutzung von Erdgas ist gespalten. In einigen Sektoren wird sie schnell enden, in anderen wird sie als Brückentechnologie unverzichtbar bleiben.
Rückgang im Wärmemarkt (Heizung & Mobilität)
Im Sektor der Privathaushalte ist der Trend eindeutig: Die Nutzung von Erdgas für Raumwärme ist ein Auslaufmodell. Die Wärmepumpe hat sich als effizientere Technologie durchgesetzt. Sie benötigt zwar Strom, erzeugt aber aus einer Kilowattstunde Strom drei bis fünf Kilowattstunden Wärme und stößt vor Ort keine Treibhausgase aus.
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) in Deutschland zielt darauf ab, den Einbau neuer Gasheizungen (und Ölheizungen) stark zu reduzieren und erneuerbare Energien zu fördern. Die Wärmeversorgung der Zukunft soll CO₂-frei sein.
Auch die Nutzung von Erdgas in Fahrzeugen (CNG – Compressed Natural Gas) bleibt eine Nische. Sie konnte sich nie gegen Benzin, Diesel oder E-Mobilität durchsetzen.
Wandel in der Industrie (Prozesswärme)
Der mit Abstand größte Sektor ist die Industrie. Hier ist die Nutzung von Erdgas am schwierigsten zu ersetzen. Erdgas wird nicht nur zur Raumwärme von Hallen genutzt, sondern als Prozesswärme für industrielle Verfahren, die extrem hohe Temperaturen erfordern (z. B. in der Glas-, Stahl- oder Chemieindustrie).
Die Zukunft hier ist komplex: Kurzfristig wird der Erdgasverbrauch durch Effizienzmaßnahmen und die Nutzung von Abwärme reduziert. Wo möglich, wird versucht, Prozesswärme auf Strom (z. B. Induktionsöfen) umzustellen, allerdings ist dies teuer und nicht für alle Temperaturen machbar.
Langfristig gilt „grüner Wasserstoff“ als der einzige Ersatz für Erdgas bei der Erzeugung von hohen Temperaturen im industriellen Maßstab.
Die Nutzung von Erdgas wird in der Industrie also langsamer zurückgehen als in Privathaushalten, aber der Druck zur Dekarbonisierung ist enorm.
Die Rolle als „Brückentechnologie“ (Strom & KWK)
Völlig anders sieht es bei der reinen Stromerzeugung aus. Hier wird Erdgas (und sein grüner Partner Biomethan) als Brückentechnologie noch lange gebraucht.
Es dient als flexibler Partner der erneuerbaren Energien, der einspringt, wenn Wind und Sonne ausfallen, und sichert so die Versorgungssicherheit.
Besonders effizient ist dies in Blockheizkraftwerken (BHKW) mittels Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Sie erzeugen Strom und nutzen die Abwärme (die sonst verloren ginge) gleichzeitig für die Wärmeversorgung (z. B. für Nahwärmenetze oder zur Deckung des Grundbedarfs an Prozesswärme). Zudem ist die Verbrennung von Erdgas im Vergleich zu Kohle oder Heizöl deutlich sauberer: Sie emittiert signifikant weniger Kohlendioxid (CO₂), Stickoxide und fast keinen Feinstaub.

Die NEUE Herausforderung: Schwankende Gasqualität im Erdgasnetz
Die Nutzung von Erdgas als Brückentechnologie hat jedoch ein neues, technisches Problem. Die Gasversorgung im deutschen Erdgasnetz ist nicht mehr homogen:
- Früher: Stabile, kontinuierliche Lieferungen von H-Gas mit bekannter Qualität (z.B. aus Russland).
- Heute: Ein dynamischer Mix aus LNG (Flüssigerdgas) aus aller Welt, Pipeline-Gas aus Norwegen und eingespeistem Biomethan (aus Biogas).
Diese neuen Kohlenwasserstoffe-Mischungen (die auch Propan-Beimischungen enthalten können) führen zu schwankender Gasqualität. Der Brennwert, der Methan-Anteil und die Verbrennungseigenschaften des Gases am Endgerät (dem Gasmotor) sind nicht mehr konstant.
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